Wenn Kunden Königinnen und Könige sind, sind Entwickler dann Königsmacher? Womöglich.
„Du sollst kundenorientiert Software entwickeln!“ ist längst ein ungeschriebenes Gebot moderner digitaler Produktentwicklung. Schließlich sind die Tage, in denen „funktionierende Software“ als Fortschrittsindikator ausreichte, passé. Doch wen meinen wir eigentlich, wenn wir „Kunde“ sagen? Wie erfahren wir mehr über unsere tatsächlichen User? Und wie kann Kunden-Feedback in eine bestehende Anwendung eingebunden werden?
Unser Softwerker Vol. 21 mit dem Schwerpunkt Kundenzentrierung – passend zu unserem Firmennamen haben wir ihm den Titel „customercentric“ gegeben – beschäftigt sich mit potentiellen Kunden unserer Software, deren Bedürfnissen, Bias und auch Einschränkungen.
Neben unserem Themenschwerpunkt umfasst die 124 Seiten starke Ausgabe auch weitere hochaktuelle Tech-Themen. So kommen Fans von künstlicher Intelligenz und IT Security (genauer: Pentesting) ebenfalls auf ihre Kosten.
ich sehe was, was ihr nicht seht: Habt ihr euren Softwerker schon einmal aufgeklappt und euch die Vorder- und Rückseite zusammen angeschaut? Was könnte das sein? Ein Schmetterling? Ein Schalentier? Ein Schrecken erregendes Monster?
Es handelt sich bei unserem Cover um eine Anspielung auf den (nicht unumstrittenen) Rorschach-Test (nach dem Psychoanalytiker Hermann Rorschach), einem Testverfahren in der Persönlichkeitspsychologie. Vereinfacht gesagt, analysieren Psychologen die Antworten der Patienten nach gewissen Kriterien (z. B. welche Teile sie deuten, welche Farben und Formen sie dafür in Betracht ziehen …), und erhoffen sich einen Aufschluss über ihre Persönlichkeit.
In dieser Ausgabe des Softwerkers stehen die Kunden eurer Software im Fokus. Ihr seid euch bestimmt sicher, dass ihr eure Kunden genau kennt. Doch was würden sie beim Rorschach-Test unseres Covers antworten? Kunden zu verstehen und zu fokussieren wünschen sich viele, aber das bedarf harter, kontinuierlicher Arbeit – verspricht aber auch bessere Software und größeren Geschäftserfolg.
Wir geben euch das Wissen an die Hand, das ihr braucht, um erfolgreich kundenfokussierte – und damit hochwertigere – Software zu entwickeln. Sei es mit dem Einsatz von Personas (S. 24), User Research (S. 44), User-Feedback (S. 68) oder einer der vielen anderen aufschlussreichen Methoden in diesem Softwerker.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Analysieren und Forschen in dieser Ausgabe!
Steffen Oehme
Warum wir nicht auf Software und Features fokussieren sollten, sondern auf das, was durch sie möglich wird
Das Agile Manifest postuliert im siebten Prinzip, dass funktionierende Software das wichtigste Fortschrittsmaß sei. Dazu passt der allgegenwärtige und von uns im Projektalltag immer wieder erlebte Feature-Fokus bei Tech- Produkten. Steffen zeigt, warum funktionierende Software als Fortschrittsmaß ungeeignet ist und wir das siebte Prinzip heute so nicht mehr zitieren sollten.
Rüdiger zu Dohna
Mobile First, API First, XYZ First? Es kann nur ein „First“ geben!
Es gibt so viele Dinge, die man als Erstes machen soll. Wirklich zuerst kann man aber immer nur eins tun. Das Sortieren ist dabei unerwartet simpel: Es gilt einfach immer Customer First, denn da kommt schließlich, platt gesagt, das Geld her. Doch wie können wir herausfinden, was unsere User überhaupt (fachlich) machen wollen?
Simon Bruns, Stefan Spittank
Wie man datengetrieben Nutzerarchetypen modelliert
Habt ihr in euren Projekten bereits Personas eingesetzt? Und hattet ihr evtl. den Eindruck, dass ihr nicht das Maximum aus dieser Methode herausgeholt habt? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr sie nicht richtig verwendet habt. Personas sind wahrscheinlich die am häufigsten missverstandene UX-Methode, die in der Praxis eingesetzt wird. Aber das muss nicht so bleiben. Dieser Artikel soll dazu beitragen, dass ihr Personas in Zukunft erfolgreich verwenden könnt.
Timothy Krechel
Traction als Indiz für den späteren Erfolg messen
Die Herausforderung in der Produktentwicklung ist: Wie mache ich meine Idee erfolgreich und wie scheitere ich im Zweifelsfall so früh und so günstig wie möglich? Indem wir so tun, als würde das digitale Produkt bereits existieren, können wir uns Marktfeedback zur Nachfrage einsammeln – und zwar bevor wir viel Zeit, Liebe und Geld in die Entwicklung stecken. Dieses Vorgehen nennt sich Pretotyping und ist als Tool für User Centricity, gemessen an seiner Nützlichkeit, viel zu unbekannt.
Timothy Krechel
Mit eigenen Tests zum Erfolg digitaler Produkte
User Research als Teil von kundenenorientierter Produktentwicklung ist mittlerweile im Mainstream des Produktmanagements angekommen. Dieser Artikel soll helfen, User Research etwas zu strukturieren und so eine Fragestellung zu ermöglichen, die zur Auswahl passt.
Stephan Hochhaus
Was meinen wir, wenn wir „Kunde“ sagen?
In erfolgreichen Unternehmen sind sich meist alle Beteiligten darüber einig, dass der Kunde im Mittelpunkt stehen soll, Ansätze wie Customer-first oder Customer Centricity haben sich am Markt durchgesetzt. Doch häufig existiert kein klares und gemeinsames Verständnis davon, was der Begriff Kunde genau meint. Dieser Artikel beschreibt, warum es wichtig ist, ein gemeinsames Verständnis des Begriffs zu etablieren und wie man es in der Praxis umsetzen kann.
Felix Magnus
Einfacher Endkunden-Feedback-Mechanismus mit AWS Lambda und Slack
In diesem Artikel zeigt euch Felix, wie man in eine existierenden Web-Anwendung einfach und kostengünstig einen Feedback-Mechanismus einbauen kann, der Endkunden-Feedback direkt zum Entwicklerteam leitet.
Christian Ringleb (UX&I)
Warum menschenzentriertes Entwickeln nicht direkt jeden User-Wunsch erfüllt
Ein frühes Einbinden von Nutzer*innen in Software-Entwicklungsprozesse ist mehr als notwendig. Leider ist es aber mit einem simplen „Da fragen wir halt unsere User” nicht getan. Wie lässt sich Feedback also strukturiert aufnehmen? Wie lernen wir, das richtige Produkt zu bauen, ohne den geäußerten Wünschen blind zu folgen?
Anna Maier
Wieso man mit einer barrierefreien Website zufriedenere Kunden hat
In der digitalen Welt bedeutet Barrierefreiheit, dass ein Produkt von allen Menschen genutzt werden kann – unabhängig von ihren Einschränkungen und technischen Möglichkeiten. Mit einem barrierefreien Produkt erweitert sich der Kreis potenzieller Kunden. Ein Nebeneffekt ist auch, dass Kunden das Produkt besser bedienen können – und zwar alle, was wiederum zu mehr Nutzern führen kann.
Thorsten Brunzendorf
Teamaktivitäten zum Umgang mit ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen
Seid ihr schon mal über folgende Fragen gestolpert? „Die Website ist erstmal nur ein MVP. Aber welche Menschen schließen wir damit von der Benutzung aus?“ „Die Nutzerdaten senden wir an unseren Kooperationspartner. Moment, dürfen wir das überhaupt?“ „Unser KI-System haben wir mit den historischen Daten super trainieren können. Und Daten lügen ja nicht, oder?“ Nicht alle Auswirkungen digitaler Produkte oder Services sind beabsichtigt, nicht alle sind positiv.
Andreas Wagner
Eine Value Proposition für komplexe Nutzungskontexte
Als Produktentwickler mit einem UX-Schwerpunkt unterstütze ich mein Team und berate meine Kunden mit dem Ziel, dass wir in unseren agilen Softwareentwicklungsprojekten wirklich Wert schaffen. Einerseits möchte ich, dass die Nutzer unserer Anwendungen in ihrem Arbeitskontext ihre Ziele optimal erreichen können. Andererseits soll mindestens auch der Business Value erzeugt werden, der die Entwicklungskosten rechtfertigt. Wie kann das gelingen?
Daniel Kocot
Lösungsansätze für die Konsumenten von APIs
„Wir kennen doch unsere Konsumenten. Wir wissen genau, was sie wollen.“ Diese zwei Sätze begegnen mir sehr häufig bei der Anbahnung und innerhalb von Projekten. Aber wer ist nun überhaupt ein Konsument eines API bzw. eines digitalen Produkts?
Elvira Siegel, Thomas Timmermann
Die KI-Plattform für Input-Management
Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ob raffinierte Sprachmodelle wie Megatron- Turing NLG und GPT-3 oder ResNet und VGG in Computer Vision – zahlreiche Unternehmen wollen von den stärksten KI-Ansätzen profitieren. Es gehören jedoch mehrere Schritte dazu, ein KI-System in die Produktion beim Kunden zu integrieren. Eine neue Plattform namens SHERLOQ möchte ihren Nutzern die Sorge um den gesamten Projektlebenszyklus nehmen.
Martin Riedel
Wie IT Security von Anfang an in den Software-Entwicklungsprozess eingebettet werden kann
Die neu und aufwendig entwickelte, frisch veröffentlichte Software SuperTool steht in den Startlöchern. Lediglich der externe Penetrationstest (Pentest) muss noch absolviert werden. In diesem Artikel werden wir typische Probleme und Lösungsansätze sehen, die während des Software-Entwicklungsprozesses auftreten. Der Fokus liegt dabei auf Themen, die für die Applikationssicherheit des Produkts SuperTool relevant sind.
Nutzer*innen, die täglich und über Jahre in einem System arbeiten, denken häufig auch innerhalb der Grenzen dieses Systems, wenn sie Feedback geben. Dabei ist es unsere Aufgabe als Entwickler*innen und Produktgestalter*innen, über diese Grenzen hinweg und im Rahmen aktueller technischer Möglichkeiten Anwendungen zu bauen, die die grundlegenden Probleme unserer Nutzer*innen nachhaltig lösen. Das geht nur über ein tiefgreifendes Verständnis.
Christian Ringleb, UX&I
„Hört nicht (einfach) auf User-Feedback!“